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Schulträgerschaft im 21. Jahrhundert – wie geht das in der IT?

Schulen werden heutzutage oft einer Kultur der Digitalität nicht gerecht, und stehen vor riesigen Herausforderungen im Bereich der IT. An Schulen fallen vielfältige IT-Aufgaben an und dabei werden die Administratoren an die Wand gefahren.

Ein zentraler Grund für diese Probleme ist das veraltete System der Schulträgerschaft und der Beziehungen und Aufgabenteilung von Land, Schulträgern und anderen Akteuren.

Im Kultusministerium gibt es seit ca. dem Jahr 2020 die Kommission „Schulträgerschaft im 21. Jahrhundert„. Darüber ist (zumindest mir) leider wenig bekannt, und auch im Netz findet man dazu wenig. Die Suche auf der Seite des Kultusministeriums findet nichts. Was man online findet, ist ein Video vom Städtetag-BW auf Facebook:

Quelle: https://www.facebook.com/StaedtetagBW/videos/3399661210080242/

Darüber hinaus findet man Hinweise im grün-schwarzen Koalitionsvertrag vom Mai 2021 (abrufbar hier):

Auszug aus dem Koalitionsvertrag „Jetzt für morgen“, S. 61. Quelle: https://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/PDF/210506_Koalitionsvertrag_2021-2026.pdf

In mehreren Gesprächen habe ich bislang den Eindruck gewonnen, dass der Bereich der „digitalen Infrastruktur“ dort zwar mitgedacht werden soll (wie es auch im Koalitionsvertrag steht), aber die wenigen Dinge, die ich inhaltlich gehört habe, deuten stark darauf hin, dass hier kein großer Wurf geplant ist, und eventuell sogar die Notwendigkeit für einen großen Wurf gar nicht erkannt wird.

Leider habe ich keine Informationen darüber gefunden, welche Personen Teil der Kommission sind, welche Interessengruppen gehört werden und welche Expertise einfließt.

Meine Sorge ist, dass das Thema zu flach bearbeitet wird, und dass die große Vielfalt der Schulträger nicht bedacht wird, denn genau hier sehe ich einen der Knackpunkte.

Einerseits gibt es sehr kompetente und engagierte Schulträger, welche ihre Schulen bereits recht gut unterstützen. Dies sind oftmals die größeren Städte wie Karlsruhe und Freiburg, welche mit den Stadtmedienzentren und den entsprechenden Skaleneffekten Stellen und Strukturen schaffen können, aber auch kleine engagierte Schulträger im ländlichen Raum, die ausreichende finanzielle (und somit auch personelle) Ressourcen aufbringen können. Ein Schulträger im ländlichen Raum, welcher mir hier positiv aufgefallen ist, ist Schramberg im Schwarzwald. Dort gibt es im Rathaus mehrere IT-Stellen, eine davon wohl ausschließlich für die Schulen.

Andererseits gibt es aber auch Schulträger wie den meiner Schule. Dieser ist ein Gemeindeverwaltungsverband, welcher durch drei ländliche Gemeinden (je <5000 Einwohner) gebildet wird. Der Schulträger besitzt keine IT-Kompetenz, und auch im Bereich der Finanzen und der Bearbeitung von verschiedenen Förderprogrammen, Ausschreibungen und Regularien kommt der Schulträger öfters mal an seine Grenzen.

Meine Sorge ist, dass in der Kommission „Schulträgerschaft im 21. Jahrhundert“ nur ein wenig an der Finanzierung gedreht wird, aber weiterhin nicht an eine klar definierte Aufgabenteilung, an Mindeststandards, an ein klares Leistungsverzeichnis gedacht wird. Ich befürchte, dass weiterhin kleine Schulträger allein gelassen werden, und somit weiterhin (oftmals) mit den Aufgaben überfordert sind.

Aufgrund dieser Gegebenheiten bin ich der Meinung, dass es in diesem Bereich zweierlei bedarf:

  1. Mehr Transparenz des KMs zum Prozess. Nur wenn sichergestellt ist, dass möglichst alle Interessengruppen Gehör finden, und auch die extrem unterschiedlichen Rahmenbedingungen von Schulen und Schulträgern bedacht werden, kann am Ende eine Lösung entstehen, die allen Schulen, egal ob auf dem Land oder in der Stadt, egal ob bei einem großen oder kleinen, einem reichen oder einem armen Schulträger, gerecht wird.
    Dies lässt sich am besten über Transparenz und eine Anhörung von interessierten Stakeholdern sicherstellen.
  2. Ein Austausch interessierter Personen unabhängig vom Prozess beim KM. Diesen Austausch möchte ich gerne anregen. Ich hoffe, hier möglichst viele interessierte Personen dafür begeistern zu können, sich unabhängig vom KM über den Bereich auszutauschen, Probleme und Lösungen zu diskutieren und diese öffentlich zugänglich zu machen.
    Ich erhoffe mir, dass Personen, die im Prozess „Schulträgerschaft im 21. Jahrhundert“ involviert sind, dadurch Ideen und Sichtweisen erhalten, welche sie darin unterstützen, im Prozess zu guten Lösungen zu kommen.

Was also tun?

Zu Punkt 1 bitte ich alle Personen, die selbst Teil der Kommission sind, darauf hinzuwirken, dass diese Transparenz und diese Anhörung ermöglicht wird. Alle Personen, die nicht der Kommission angehören, könnten auf den ihnen zur Verfügung stehenden Wegen auf die Problematik hinweisen, und für die Transparenz werben.

Punkt 2 würde ich gerne gemeinsam mit interessierten Personen angehen. Hierzu bitte ich alle Personen, die bereit sind sich zu diesem wichtigen Thema auszutauschen, sich bei mir zu melden (z.B. via Twitter). Je nach Anzahl der Interessenten werde ich dann versuchen, geeignete Austauschformate zu finden. Über Unterstützung bei der Organisation würde ich mich sehr freuen!

Allgemein bleibt natürlich zentral, dem Thema insgesamt Aufmerksamkeit zu verschaffen. Hier findet sicherlich jede:r den für sich passenden Weg.

Lasst es uns anpacken! Ich bin der festen Überzeugung, dass hier viel Positives möglich ist, wenn wir hier gemeinsam tätig werden!

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IT-Aufgaben an Schulen

An einer Schule fallen vielfältige Aufgaben im Bereich der IT an, die Verteilung der Verantwortung basiert allerdings auf einer Verwaltungsvorschrift von 1998 und fährt die IT-Administratoren an die Wand.

In diesem Artikel versuche ich einige der Aufgaben, die im Bereich IT an einer Schule anfallen, zu benennen. Darüber hinaus versuche ich zu beschreiben, wo die Verantwortung für diese Aufgaben derzeit in Baden-Württemberg verortet ist und benenne exemplarisch einige Probleme.

Die Aufzählung erhebt selbstverständlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder 100%ige Korrektheit und Allgemeingültigkeit, sondern soll vielmehr als Diskussionsgrundlage für eine Reorganisation der Strukturen und Aufgaben dienen.
Hier werden exemplarisch einige mögliche Änderungen genannt. Weitergehende Vorschläge werde ich in einem weiteren, zukünftigen Beitrag thematisieren.

Ich freue mich auf Mitdenker:innen und eine rege Diskussion – entweder persönlich, in der Kommentarfunktion oder auf Twitter!

Entwicklungsplanung: Die eingesetzte Technik muss zur Schule und den methodischen und didaktischen Zielen, aber auch zu den örtlichen Gegebenheiten passen. Daraus ergibt sich, dass hier zwangsläufig die Schulgremien sowie der Schulträger beteiligt wird. Jedoch sollten die formalen Anforderungen an die Medienentwicklungsplanung – welche vom Kultusministerium gestellt werden, und bei welchen Landesmedienzentrum und Kreismedienzentren beteiligt sind – deutlich verringert werden. Es macht keinen Sinn, dass man begründen muss, warum man einen leistungsfähigen Internetanschluss, WLAN oder auch Beamer bzw. Displays benötigt. Dies sollte zur selbstverständlichen Grundausstattung gehören, wie auch keine Schule begründen muss, warum sie eine Tafel und Kreide anschafft. Zudem muss der formale Teil der Planung so praktikabel wie möglich sein. In Baden-Württemberg wurde z.B. aufwändig ein Onlinetool entwickelt, der Großteil der mir bekannten Schulen hat den Medienentwicklungsplan jedoch „an diesem Tool vorbei“ geschrieben, da das Tool und das damit verbundene Verfahren zu aufwändig und zu bürokratisch war (Beispiel von German over-engineering?).

Entwicklung von zentralen Angeboten wie Bildungsplattformen und „pädagogischen Musterlösungen“: Dies erfolgt in Baden-Württemberg zentral, die Bildungsplattform ist im @KM_BW verortet (und bislang wenig erfolgreich), die pädagogischen Netzwerklösungen werden vom LMZ entwickelt, wobei es auch gute alternative Lösungen von externen Anbietern gibt. Das das @KM_BW ist mit dem ZSL in der Aus- und Weiterbildung beteiligt.
Bei der paedML sieht man einige Schwierigkeiten:
So Entscheiden in der Regel die Schulträger – hoffentlich in Absprache mit den Schulen – darüber, welche Angebote eingesetzt werden. Formell sind die Schulträger für den Betrieb der Lösungen verantwortlich, dies wird jedoch häufig an die Schulen abgeschoben. Die paedML-Lösungen werden vom LMZ entwickelt, aber die Fortbildungen werden durch das ZSL durchgeführt.

Diese verschachtelten Kompetenzen führen zu absurden Phänomenen:
So war längere Zeit auf den Fortbildungen ein Weg kommuniziert worden, wie man die Tauschlaufwerke für den externen Zugriff öffnet. Dieser Leitungsumfang war jedoch formell nicht Teil der paedML, sondern „nur“ durch die Fortbildner kommuniziert worden (einige Fortbildner arbeiten zum Teil aber auch für das LMZ in der Entwicklung der paedML). Diejenigen Schulen, welche diesen Weg der Öffnung der Tauschverzeichnisse gegangen waren, haben bei einem Upgrade der paedML riesige Schwierigkeiten bekommen. Teilweise war das Netzwerk mehrere Tage außer Betrieb und die Tauschverzeichnisse konnten teils wochenlang nicht von außen oder von anderen Geräten im Netzwerk (z.B. iPads) verwendet werden. Interessant dabei: das LMZ fühlte sich nicht zuständig, da die Öffnung der Tauschverzeichnisse nie offiziell Teil des Funktionsumfangs der paedML war. Das Problem und die dazugehörige Lösung wurde nicht kommuniziert.
Auf Nachfrage an verschiedenen Stellen, warum bekannte Probleme und Lösungen nicht kommuniziert werden, wurde mir folgendes geschildert:
Das LMZ sieht sich in Konkurrenz du den kommerziellen Anbietern, und will deshalb aus Marketingaspekten keine Fehler in der Lösung kommunizieren. Darüber hinaus würde die Kommunikation von Problemen und Lösungen die Anzahl und die Bearbeitungsdauer der Support-Tickets senken. Diese Zahlen müssten jedoch hoch sein, um die zugehörigen Stellen LMZ-intern und politisch zu rechtfertigen. Sprich: Je mehr Probleme es an den Schulen gibt, desto „besser“ die Ticketzahlen.
Hier müsste dringend die Zielsetzung geändert werden. Alles sollte auf das Ziel ausgerichtet werden, den Schulen funktionierende, einfach zu administrierende und zeitgemäße, nutzerfreundliche Lösungen zur Verfügung zu stellen. Insbesondere die Kommunikation ist hier ein großer Baustein, der neu gedacht werden muss.

Klärung datenschutzrechtlicher Fragen: Zwar finden sich immer wieder Nachrichten zu Datenschutzklärungen für zentrale Elemente der Bildungsplattform wie z.B. O365 und ähnliche, aber derzeit ist die Schulleitung bzw. die individuelle Lehrkraft dafür verantwortlich, jede Anwendung, die sie verwendet, datenschutzrechtlich zu überprüfen. Dazu gibt es die folgende Liste, bei deren Betrachtung jeder Person klar werden sollte, dass dies durch Lehrkräfte nicht leistbar sein kann.


In diesem Bereich ist insbesondere spannend, dass man Dinge in die Verantwortung der Lehrkräfte übergibt, welche teilweise durch das @KM_BW als „nicht leistbar“ bezeichnet wurden. Wie soll aber etwas, das zentral fürs ganze Land durch ein Ministerium mit über 400 Mitarbeitern nicht leistbar ist, für die einzelne Lehrkraft leistbar sein?

Hier sollte es zumindest zentral eine „Whitelist“ an Apps und Anwendungen geben, und eine Möglichkeit, über Neuigkeiten informiert zu werden. Idealerweise sollte ggf. auch datenschutzfreundliche Alternativen und „Best Practice“-Beispiele zur datenarmen Verwendung gegeben werden.
Im Windows-Bereich sollten die Apps und Anwendungen der Whitelist mit den entsprechenden Plattformen (wie z.B. den pädagogischen Musterlösungen) werden und lauffähige Installationspakete zur Verfügung gestellt werden (aktuell SoN – Software im Netz des LMZ)

Server-Administration: grundlegende Einstellungen, Einspielen von Sicherheits- und Funktionsupdates, Verfügbarkeit und ausreichende Kapazitäten sicherstellen.
Dieser Bereich liegt aktuell bei den Schulträgern. Da jedoch viele, insbesondere kleinere, Schulträger das nicht adäquat leisten können wird es gerne an die Schulen abgeschoben, oft verbunden mit einem (oftmals zu kleinen) Etat für einen Dienstleister. Zuverlässige und kompetente Dienstleister sind – insbesondere als Einzelschule im ländlichen Raum – allerdings schwer zu finden und es bedarf vieler Absprachen und Auftragsvergaben, was durchaus zeitaufwändig ist. Die Netzwerkberater, die dies oftmals übernehmen, werden nicht ohne Grund an vielen Schulen „Administratoren“ genannt. Unterstützung erhalten die Netzwerkberater durch die „Arbeitskreise Netzwerk“. Dabei handelt es sich um ca. 4 eintägige Fortbildungsangebote pro Jahr, durchgeführt vom ZSL. Die Arbeit in diesem Bereich übersteigt oftmals die Kompetenzen und die zeitlichen Ressourcen der Netzwerkberater, müssen aber dennoch von diesen übernommen werden.

Datenpflege im Netzwerk: Nutzer anlegen, Rechte vergeben, bei Schuljahreswechsel Klassen entsprechend neu zusammenstellen.
Diese Aufgabe liegt aktuell in der Regel bei den „Netzwerkberatern“, also den Lehrkräften, welche in der Regel aufgrund der vielfältigen sonstigen Aufgaben völlig überlastet sind. Diese Aufgabe könnte auch nach kurzer Einführung durch das Verwaltungspersonal der Schule getätigt werden, müsste dazu aber explizit als solche genannt werden, damit es dann sich in den Aufgabenbeschreibungen und im Stundenumfang der Stellen wiederfindet.

First-level Support: Hier geht es darum, wer erste:r Ansprechpartner:in für Schüler:innen und Kolleg:innen bei Problemen ist. Die sind heute meist die Netzwerkberater:innen. Teilweise haben sich diese Unterstützungsstrukturen aufgebaut. So gibt es digitale Wissensdatenbanken, Erklärvideos und Hilfe-Kurse auf Moodle. Darüber hinaus haben einige Netzwerkberater:innen Schüler:innen über AGs gewonnen, welche dann unterstützen.
Prinzipiell sind diese Strukturen ganz gut geeignet, müssten aber mit mehr Zeitstunden vergütet werden. Einige Tätigkeiten könnten sicherlich auch die Schulsekretariate übernehmen (z.B. im Bereich Zugangsdaten), soweit diese mit den entsprechenden Stunden und Tätigkeitsbeschreibungen ausgestattet würden.

Client-Administration und Wartung der paedML: Einspielen von Sicherheits- und Funktionsupdates auf die einzelnen Geräte, Installation von neu benötigter Software, Funktionstests, grundlegende Einstellungen an den PCs, Erstellen von Profilen, Installation von Druckertreibern, uvm.
Diese Aufgaben sind heute meist formell in der Verantwortung des Schulträgers, werden jedoch häufig durch die „Netzwerkberater“, also durch Lehrkräfte durchgeführt. Diese Aufgabe könnte entweder an entsprechend geschultes Personal vergeben werden (z.B. auf Landkreisebene, siehe dazu Vorschläge unten, ggf. auch durch Dienstleister, soweit möglich), oder durch eine massive Aufstockung weiterhin durch die Netzwerkberater durchgeführt werden. Wenn eine zentralere Lösung angestrebt ist, so muss diese dennoch auf die Gegebenheiten der Schule Rücksicht nehmen, und es benötigt dennoch die Netzwerkberater mit einem entsprechenden Zeitbudget als „Bindeglied“ zwischen der zentraleren Stelle und dem Kollegium.

Administration sonstiger Geräte, z.B. iPads:
Diese Aufgabe liegt teilweise bei den Schulträgern bzw. Stadt-/Kreismedienzentren, teilweise bei Dienstleistern oder beim Netzwerkberater. Jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile. Oftmals hört man von Schulen, bei welchen die Administration zentral geregelt ist, dass die Geräte völlig „zugenagelt“ und dadurch kaum nutzbar sind. Wenn die Geräte vor Ort administriert werden, ist dies meist praxisnäher. Allerdings sind für diese Tätigkeit keine Stunden vorgesehen. Neben der eigentlichen Administration gibt es in der Regel viel Papierkram zu erledigen: So muss z.B. der Verleih von iPads durch einen Leihvertrag dokumentiert werden und Versicherungsfälle müssen abgewickelt werden. Diese Aufgaben liegen derzeit häufig im Bereich des Sekretariats (falls in Aufgabenbeschreibung enthalten) oder bei den Netzwerkberatern/Lehrkräften.
Auf welcher Ebene diese Tätigkeiten am sinnvollsten angesiedelt sein sollten ist durchaus umstritten. Zwar spricht Effizienz für eine gewisse Zentralisierung, jedoch darf dies nicht zu praxisfernen Abläufen und Regelungen führen. Die Formalien sollten in den Schulsekretariaten angesiedelt werden, jedoch muss natürlich hierfür die Aufgabenbeschreibung und der Stundenumfang hierzu passen.

Finanzierung/Finanzplanung: Dies ist Aufgabe der Schulleitung gemeinsam mit dem Schulträger. Die Schulträger stellen die Mittel und sind für die Finanzen verantwortlich. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Schulträger. Im IT-Bereich kommen aktuell viele Mittel auch aus Landes- und Bundesförderprogrammen. Insbesondere kleine Schulträger sind hier oftmals mit den verschiedenen Anträgen/Förderprogrammen überfordert.
Spannend ist hier natürlich auch immer, welche Ebene am Ende was bezahlen muss. Welche Aufgaben muss also z.B. der Netzwerkberater/die Lehrkräfte erledigen, für was muss der Schulträger Personal oder Gelder für Dienstleister stellen, was ist Aufgabe des Landes oder des LMZs, was erledigt das KMZ? In der Praxis kann dies durchaus komplex werden, der Teufel liegt im Detail.
Beispiel: Ein Klassenzimmer soll einen Beamer+AppleTV erhalten – eigentlich keine große Sache: Neben der allgemeinen Planung (Medienentwicklungsplanung) und Aufgabenverteilung, der Beschaffung/Ausschreibung und der Montage stellen sich hier oftmals interessante Fragen: Muss z.B. eine Steckdose für Beamer+AppleTV installiert werden, so muss die Kosten dafür der Gebäudebesitzer bezahlen, die Hardware wird oftmals durch die Schule im Namen des Schulträgers mit Mitteln aus dem Digitalpakt angeschafft. Sofort sind also diverse Ebenen beteiligt, welche koordiniert werden müssen.

Reinigung: Viele Kommunen haben die Reinigung ihrer Gebäude an (billigste) externe Dienstleister vergeben. Das führt dazu, dass die Reinigungskräfte oft durch (Sub-)Dienstleister gestellt werden, und unter massivem Zeitdruck stehen. Da viele Reinigungsfirmen ihr Personal nicht „in die Nähe von technischen Geräten“ kommen lassen, bleibt die Reinigung von Tastaturen, Monitoren und anderen technischen Geräten oft an den Lehrkräften hängen. Hier müssten die Schulträger für die Reinigung zuständig sein.

Hinweis: Da ich nun schon recht lange an dieser Auflistung sitze, veröffentliche ich es mal so, wie es jetzt ist, auch wenn ich selbst noch nicht zufrieden bin. Die Thematik ist derart komplex und in sich verworren, dass es nicht unbedingt besser wird, je länger ich daran feile.
Hinweise und Ergänzungen werde ich ggf. nach und nach einarbeiten.

Ergänzungen (Danke für die Hinweise!):

https://twitter.com/damiel_gc/status/1447448122804801538?s=20
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IT-Administration an Schulen

Wie in Baden-Württembergs Schulen viele IT-Adminstratoren an die Wand gefahren werden. Dazu habe ich am 3. Mai den folgenden Thread auf Twitter geschrieben, welcher recht viel Resonanz erhalten hat:

Später wurde ich angefragt, ob ich diesen Thread nicht als einen „Blogpost“ umschreiben würde, um ihn in einem Medium zu veröffentlichen.
Leider hat das Medium dann meinen Beitrag – ohne dies mit mir abzusprechen – stark abgeändert veröffentlicht. Hier mein Originaltext:

#Kultusminister*innen, hört die Signale

Ein Gastbeitrag von Simon Rott

Vor einigen Tagen bewarb die Robert Bosch Academy auf Twitter eine Analyse mit den Worten „#Lehrer, hört die Signale – Warum die digitale #Bildungsrevolution lange überfällig ist.“, und auch in vielen Medien und in gesellschaftlichen Diskussionen wird die mangelnde Digitalisierung an deutschen Schulen gerne den Lehrkräften oder den Schulen zugeschrieben. Dies greift jedoch zu kurz, denn oft sind es die Rahmenbedingungen, die für die Digitalisierung im Bildungsbereich ein „Showstopper“ sind.

So teilen sich in Baden-Württemberg Land und Schulträger die Aufgaben an Schulen, so auch (theoretisch) in der IT. Die „Digitalisierungshinweise für Schulen in öffentlicher Trägerschaft“ von Juli 2019 enthält eine 50 Punkte lange Tabelle, welche regeln soll, wer für was zuständig ist. Die meisten Punkte, die dem Land obliegen, übernehmen entweder die Schulleitung oder die „Netzwerkberater“ vor Ort, die anderen die Schulträger, welche oft, aber nicht immer die Kommunen sind. Viele Kommunen können oder wollen aber ihren Aufgaben nicht nachkommen, daher landen auch diese Aufgaben nur zu oft an der Schule.

„Netzwerkberater“ sind reguläre Lehrkräfte, und heißen so, weil die eigentliche Idee ist, dass sie das Kollegium im Umgang mit dem Netzwerk beraten. An den meisten Schulen nennt man sie jedoch „Netzwerker“ oder „Admin“, denn das trifft es meist besser (Disclaimer: ich bin unser Admin). Für ihre Tätigkeit bekommen sie Anrechnungsstunden, sie müssen also weniger unterrichten. Die Details regelt ein Erlass des Kultusministeriums, der mehr als 20 Jahre alt ist: er stammt vom 23. Juni 1998 und wurde seitdem nicht mehr verändert. Dieser Erlass besagt also, dass die Schule eine Stunde aus ihrem allgemeinen Entlastungskontingent nehmen soll, ab 25 Computern gibt es eine weitere und ab 51 Computern zwei weitere Stunden. Damit endet die Skala – mit Ausnahme der beruflichen Schulen. Viele Admins bekommen zwei oder drei Anrechnungsstunden. Sie unterrichten zum Beispiel eine fünfte Klasse in Geographie weniger (das bedeutet zwei Stunden Ermäßigung), kümmern sich dafür um „das Netzwerk“ an ihrer Schule. Was das umfasst, schildere ich aus meiner persönlichen Erfahrung:

Wir sind eine sehr kleine Schule mit nur ca. 320 Schüler*innen und knapp 40 Kolleg*innen. Für diese kümmere ich mich um Server, WLAN im ganzen Gebäude, Projektionsmöglichkeiten, 57 feste PCs, circa 20 Notebooks, acht Drucker, und 250 schuleigene Tablets. Wir arbeiten mit Moodle, gehostet bei BelWü (Baden-Württembergs extended LAN), E-Mail-Adressen und Verteilern, Threema.work als Messenger, vor Ort mit der paedML Windows des Landesmedienzentrums sowie dem Schulmanager für den Vertretungsplan. Es müssen jeweils Accounts gepflegt, neue User, Klassen und Kurse angelegt, alte gelöscht werden. User vergessen (oft) Passwörter. Sie haben Fragen, Wünsche und Probleme und wenden sich damit an den Admin. Um Standardprobleme abzupuffern, betreiben wir einen Moodle-Kurs „Hilfe“ für Schüler*innen, und eine Wissensdatenbank mit einem Ticketsystem für Kolleg*innen. Bei mehr als 300 Geräten geht auch mal was kaputt, dann kümmern wir uns um Ersatz, Reparatur, Abwicklung mit Versicherung, Neueinrichtung und so weiter. Natürlich begleiten wir neue Kolleg*innen und Schüler*innen, sorgen für internen Austausch und Fortbildung und sind für Fragen immer da. Wir verwalten die Tablets mit einem ProfileManager vor Ort, ziehen aber gerade zu JAMF school um, kaufen und verwalten Apps, haben zusätzlich zu Papier digitale Schulbücher von verschiedenen Verlagen, welche auch Accounts benötigen und die Lizenzen diesen zugeordnet werden müssen. Für all das sind vom Kultusministerium laut der 1998er-Liste drei Stunden weniger Unterricht vorgesehen. Das ist natürlich unrealistisch – um es freundlich zu sagen. Um es deutlich zu sagen: wer seine Aufgaben als Netzwerkberater, Admin und auch die als Lehrkraft ernst nimmt, der geht unter. Hinweise darauf werden (vom Ministerium) gerne damit beantwortet, dass einige der Aufgaben ja Aufgabe des Schulträgers seien. Das stimmt natürlich. Jedoch würde die Zeit auch dann (bei weitem) nicht reichen, wenn man „nur“ die Aufgaben des „Netzwerkberaters“ machen würde, zudem ist es bei den meisten Schulträgern unrealistisch, dass diese ihren Aufgaben vollumfänglich nachkommen (können).
Es gibt Vorzeigeschulträger: Das sind oft große Städte mit Stadtmedienzentren, welche die Economies of Scale nutzen können. Beim Rest bleiben viele der Aufgaben an Schulen hängen, da Schulträger die Aufgaben nicht leisten können, zum Beispiel weil sie gar keine IT-Abteilung haben. Gerne wird auch auf die „Zusatz-Verwaltungsvereinbarung ‚Administration’ zum DigitalPakt“ verwiesen. Dort sind in der Tat Gelder für IT-Angestellte der Schulträger oder Dienstleister vorgesehen. Diese deckt jedoch nur den Zeitraum bis 2024 ab, die Folgefinanzierung ist ungeklärt. Dies führt dazu, dass Schulträger ungern Stellen bzw. Ansprüche schaffen. Nicht weniger schwierig ist, dass IT-Stellen oft nicht besetzt werden können. In der Wirtschaft fehlen ebenfalls ITler, und da gibt es viel mehr Geld. Man könnte auch Dienstleister beauftragen, aber an gute zu kommen ist – insbesondere auf dem Land und als kleine Schule – eine große Herausforderung. Selbst wenn man einen guten Dienstleister hat, so ist natürlich dennoch viel Koordination und Absprache mit diesem erforderlich, was wiederum Zeit in Anspruch nimmt.

In der Pandemie waren und sind Admins extrem belastet, viele gehen gerade an der Aufgabenflut – man kann es nicht anders ausdrücken – kaputt. Dass die Schulen in Baden-Württemberg nun bei BelWü rausfliegen, und auch der Einsatz von MS365 wieder mal völlig offen ist, hilft nicht unbedingt. Außerdem muss man sich nun um Dienstgeräte für Lehrkräfte kümmern, kurz gesagt: die Aufgaben werden schnell mehr, nicht weniger.

Viele Admins halten das Ganze nur aus, weil sie sehr viel Wertschätzung an der Schule erfahren. Die nicht vorhandene Wertschätzung „von oben“ frustriert jedoch und führt zu Resignation. Viele würden am liebsten hinschmeißen, tun das aber aus Verantwortung den Schüler*innen, den Kolleg*innen und der Schule gegenüber nicht. Die Aufgabe abzugeben, ist oft kaum möglich. Wer will sich das antun, und wen will man wie dazu überreden?
Kurzum: Die Admins werden an die Wand gefahren, und mit ihnen die Schulen. Das Land will nicht mehr Stunden stellen, da man meint, das sei alles Aufgabe der Schulträger. Die aber können oder wollen das oft nicht leisten. Die Schulen und insbesondere die Admins versuchen, den Laden am Laufen zu halten.
Zwar gibt es bereits Ansätze, die Beziehungen zwischen Land und Schulträgern neu zu strukturieren, und dies ist beispielsweise in Baden-Württemberg auch im Koalitionsvertrag als Ziel genannt. Ob diese zukünftigen Strukturen insbesondere kleinen Schulen im ländlichen Raum gerecht werden, wird man sehen, und ebenso, ob man dann das entsprechende Personal findet.
Bis dahin müsste man jedoch dringend eine Übergangslösung finden. Diese wird kurzfristig vermutlich nur mit mehr Anrechnungsstunden für die „Netzwerkberater“ vor Ort möglich sein, denn alles andere braucht Zeit.

Zugegeben: Selbst wenn diese zusätzlichen Stunden nicht kommen, mache ich weiter, bis es irgendwann nicht mehr geht: Wegen meiner Schüler*innen, meiner Kolleg*innen, meiner Schulleitung, wegen meiner Schule! Insgesamt geht es so jedoch nicht mehr lange gut! Und das liegt nicht daran, dass meine Kolleg*innen und ich nicht „die Signale hören“, sondern an den Rahmenbedingungen. Hoffentlich hören die Kultusminister*innen – nicht nur in Baden-Württemberg – diese „Signale“ bald, und handeln dann auch entsprechend.

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